Donnerstag, 14. Mai 2009

Julian klein, fuhr allein, in die große Stadt hinein

Vorgestern hat uns Julchen erstmal so richtig in Angst versetzt.
Kurz zur Erklärung:
Julians Grundschule ist hier bei uns im Ort.
Dort kann er laufen oder mit dem Bus fahren. Wir sind die ersten Tage die Strecke mit dem Auto gefahren, haben ihm den Weg gezeigt.
Morgens geht er mit Chris und Philipp gemeinsam zum Bus, mittags muss er dann alleine fahren.
Er weiss genau, dass er mit der Linie 60 fährt und in welche Richtung und an welcher Haltestelle er aussteigen muss.
Zur Sicherheit habe ich ihm ein Kärtchen geschrieben mit Zeit, Linie und Haltestelle und meiner Telefonnummer und Adresse.
Und es hat auch super geklappt, er kam jeden Mittag pünktlich daheim an.
Ausser letzten Dienstag.
Wir sassen da und haben gewartet, aber er kam nicht. Also ist Dani zur Schule gefahren, hat ihn dort aber nicht gefunden. Dann ist er die Strecke der Linie 60 abgefahren, in beide Richtungen, in der Hoffnung, er sitzt an einer Haltestelle, weil er vielleicht falsch ausgestiegen ist.
Aber keine Spur von ihm.
Dani hatte dann nochmal in der Schule nachgefragt, falls er dort auftaucht, die haben sich natürlich auch gleich Sorgen gemacht.
Ich sass daheim, habe dort gewartet und das dringende Bedürfnis gehabt, irgendetwas zu unternehmen.
Dani ist dann stadteinwärts gefahren und hat sich an einer Haltestelle dann einfach einen Busfahrer geschnappt, der gerade Pause machte und ihm unser Problem geschildert.
Der hat gleich über die Zentrale die anderen Busfahrer anfunken lassen und eine Beschreibung von Julchen durchgegeben.
Und da hat sich auch gleich einer gemeldet, dass unser Julchen bei sich im Bus sitzen hätte und er um 13 Uhr wieder an unserer Haltestelle ist, da könne wir ihn abholen.
Wir waren natürlich total erleichtert, ich hatte mir aber eigentlich schon gedacht, dass er wohl einfach das Aussteigen verpasst hatte.
Aber wie Julian nun mal so ist, man weiss bei ihm nie, wie er sich dann verhält, ob er seinen Mund aufmacht und den Fahrer um Hilfe bittet oder aber bockt und kein Wort sagt und nur weint.
Ich habe ihn dann an der Haltestelle abgeholt und der Fahrer sagte mir, er habe ihn beim Schuchtwechsel, als er den Bus übernommen hat, ganz hinten im Bus entdeckt.
Julian hat ihm auch erzählt, wo er eigentlich hin muss und der Fahrer hat ihm versprochen, ihn dort hinzufahren - aber erst müsste er mit ihm die ganze große Runde durch Ingolstadt fahren.

Julchen hat während der Stadtrundfahrt immer aus dem Fenster geschaut und nach unserem Auto gesucht, er hat gehofft, dass wir nach ihm suchen.

Er war glücklich, wieder daheim zu sein und erzählte mir verärgert, dass der Busfahrer an seiner Haltestelle einfach nicht angehalten hätte. Tja, ist auch klar, wenn er den Halteknopf nicht drückt ;-)

Aber ich denke, das wird ihm so schnell nicht wieder passieren, dass aus einer eigentlich 5 Minuten dauernden Fahrt ganze 90 Minuten werden ;-)

Unser neues Heim

Nachdem es zuerst fast aussichtslos aussah, ein geeignetes, bezahlbares Haus zu finden, ergab sich dann zum Glück doch recht schnell etwas - besser als ein Sechser im Lotto - mit Zusatzzahl!

Da der Vormieter schon ausgezogen war, stand das Haus leer, bereit zum Malern.
Da es uns ja doch etwas Pressierte, haben wir mit dem Vermeiter vereinbart, dass wir schon 2 Wochen vor Mietbeginn ins Haus können und dafür selbst die Malerarbeiten übernehmen.
Wir hatten eh nichts anderes zu tun, also haben wir die letzten Tage im April genutzt und alles vorbereitet, damit wir am 1. Mai einziehen können und das Nötigste zum Wohnen drinsteht.

Unser Hab und Gut kommt ja per Schiff im Container aus Ghana, aber wie lange das dauert, kann man vorher immer schwer sagen.

Einiges an Möbel mussten wir uns allerdings sowieso neu anschaffen, also haben wir ausgiebige Shoppingtouren durch Ikea, Roller und Co. gemacht.
Couch, Kleiderschränke, diverse Kleinmöbel - halt alles, was Ghana nicht überlebt hatte.

Zu unserem Glück hatten wir 2006 unsere Einbauküche in Deutschland gelassen, da in Ghana im Haus ja schon eine drin war.
Das erste, was in einer neuen Bleibe funktionieren muss, ist bei uns die Küche und so haben wir diese gleich Ende April einbauen lassen.
Einen neuen Kühlschrank haben wir auch gekauft, eine Nummer kleiner als der in Ghana, denn hier muss man nicht wirklich so viel kühlen.

Und damit war ein großer Schritt getan, das Haus bewohnbar zu machen


Für unseren großen Esstisch haben wir auch wieder ein großes Esszimmer.


Aber bis der kommt, muss erstmal unsere alte Sitzecke herhalten, die wie die Küche eingelahert war.
Zur Zeit noch einzige Sitzgelegenheit im Haus, dient sie zum Essen, als Büro, für die Kinder zum Hausaufgaben machen.
Besser als gar nicht ;-)


Ja und schlafen müssen wir ja auch irgendwo, Dani und ich schlafen auf einem neuen Futonbett, welches dann mal in den Keller ins Gästezimmer kommt.
Jetzt steht es aber noch im Wohnzimmer und dient tagsüber als Ersatzcouch.


Noch sehr spartanisch ist Julians Zimmer eingerichtet - ein Fernseher, den wir im Koffer mitgenommen hatten und ein aufblasbarer Sessel.


Zum Schlafen muss er sich jetzt erstmal noch das Bett mit Christoph teilen.
Der hat ein neues Bett bekommen, denn in seinem Bambusbett in Ghana lebte ein absolut gegen alle Gifte resistenter Holzwurm, der dazu noch recht fleissig war. Und den wollten wir nun wirklich nicht nach Deutschland importieren ;-)

Ansonsten hat sich Christoph einstweilen sehr kreativ Ersatzmöbel gebastelt.
Aus diversen Kartons entstanden Schreibtisch und Hocker ;-)



Tja, das waren die ersten Bilder vom neuen Zuhause, alles noch etwas leer, aber doch bewohnbar.

Am nächsten Montag nun kommt endlich unser Container, die Möbel werden gleich vom Umzugsunternehmen aufgestellt und dann gibt es nochmal reichlich Arbeit beim Kartons auspacken, bis alles an seinem Platz steht.

Froh werde ich dann auch über Waschmaschine und Trockner sein.
Socken und Unterhosen habe ich bis jetzt mit der Hand gewaschen und alles andere haben wir am Wochenende zu Danis Eltern mitgenommen und dort gewaschen.

Na nun ist es ja absehbar, noch 4 Tage und dann ist "Weihnachten" ;-)